Ein Diebisches Vergnügen by Peter Mayle

Ein Diebisches Vergnügen by Peter Mayle

Autor:Peter Mayle
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-06-20T22:00:00+00:00


14. Kapitel

Das zweiflügelige Eisentor schwang auf, um das Taxi passieren zu lassen. Ungefähr fünfzig Meter dahinter, am Rande der breiten Auffahrt zum Palast, stand die überlebensgroße Statue einer Frau in den fließenden Gewändern der griechischen Antike. Ihre blicklosen Marmoraugen waren auf ein riesiges Bauwerk in der Ferne gerichtet, und sie hatte die Arme ausgestreckt, als versuchte sie, es zu berühren.

Der Fahrer wies im Vorbeifahren mit einem Kopfnicken in ihre Richtung. »Kaiserin Eugénie«, sagte er. »Die Arme . Sie hat es nie geschafft, näher an ihren Palast heranzukommen.«

Als das Taxi vor dem Palast vorfuhr, wurden sie bereits von einem jungen Mann in dunklem Anzug auf der Freitreppe erwartet, der sie mit einer respektvollen Verbeugung willkommen hieß. Er geleitete sie durch die Eingangshalle und über eine Prachtstraße aus honigfarbenem, im Fischgrätmuster verlegtem Parkett, die zu einer hohen, zweiflügeligen Tür führte. Er öffnete sie mit einer schwungvollen Geste, bevor er lautlos verschwand, wobei er Sophie und Sam von der Lichtflut der Abendsonne geblendet zurückließ, die durch eine Reihe hoher, vom Boden bis zur Decke reichender Fenster strömte. Eingerahmt von einem dieser Fenster, entdeckten sie die Silhouette von Reboul, mit dem Rücken zum Raum und einem Handy am Ohr.

Sophie stieß Sam an. »Er weiß nicht, dass wir hier sind.«

»Und ob er das weiß. Er will uns damit nur vor Augen führen, dass er ein viel beschäftigter Mann ist. Dieses Getue kenne ich bereits bestens aus Los Angeles.« Er drehte sich um und knallte die zweiflügelige Tür zu. Der Lärm schien auszureichen, um die Aufmerksamkeit der Silhouette zu wecken, und Reboul, immer noch kräftig von hinten beleuchtet, legte sein Handy beiseite und durchquerte den Raum, um sie zu begrüßen.

Er war klein, schlank und makellos gekleidet. Er hatte einen dichten weißen Haarschopf, zu einem Bürstenschnitt gezähmt, und trug ein blassblaues Hemd, eine Krawatte, die offizielle Halsbekleidung des exklusiven Guards Club in London, wie Sam zu erkennen glaubte, und einen dunkelblauen Seidenanzug. Sein Gesicht hatte die Farbe von geöltem Teak, und seine lebhaften braunen Augen wurden bei Sophies Anblick noch lebhafter.

»Bienvenue, madame.« Er beugte sich vor, um ihre Hand zu küssen und ihr Dekolleté zu beäugen, bevor er sich Sam zuwandte. »Et vous êtes monsieur …«

»Levitt. Sam Levitt. Nett, Sie kennenzulernen. Vielen Dank, dass Sie uns empfangen.« Er schüttelte Reboul die Hand und überreichte ihm seine Visitenkarte.

»Aha«, erwiderte Reboul. »Es wäre Ihnen gewiss lieber, wenn wir uns in Ihrer Muttersprache unterhalten.«

»Das wäre nett«, räumte Sam ein. »Mein Französisch könnte besser sein.«

Reboul zuckte die Achseln. »Kein Problem. Heute muss jeder in der Geschäftswelt Englisch können. Alle meine Angestellten sprechen Englisch. Vermutlich werden wir bald Chinesisch dazulernen müssen.« Er betrachtete Sams Geschäftskarte und zog eine buschige weiße Augenbraue hoch. »Ein Château in Los Angeles? Wie stilvoll.«

»Eine bescheidene Bleibe«, entgegnete Sam lächelnd. »Aber ein Zuhause.«

Reboul streckte die Hand aus und deutete auf die Fensterreihe. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen meinen ganz privaten Sonnenuntergang. Es heißt, er sei der beste in ganz Marseille.«

Sein Sonnenuntergang, dachte Sam. Immer wieder amüsant zu beobachten, wie sich die Milliardäre dieser Welt Wunderwerke der Natur als persönlichen Besitz aneigneten.



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